Miesenbach ist wirklich Sagen-haft
Waldgeister, Hexen, verwunschene Tiere – unser Dorf hat einen reichen Sagenschatz zu bieten. Aber keine Angst, die Geschichten sind, wenn auch oft mit wahrem Kern, nur gut erfunden oder ausgeschmückt. Wir haben zwei Beispiele aus dem Vorrat an Sagen und Märchen ausgewählt, die wir kurz vorstellen möchten. Denn besonders spannend für Gäste in unserem Dorf und seiner Umgebung ist, dass die Orte dieser Geschichten auch besucht werden können.
Auf kurzem Wege findet man beispielsweise im Gemeindepark, nur wenige Schritte von unserem Florianihof entfernt, zwei auffällige, liegende Steine im Rasen. Wenn man sie genauer betrachtet, sehen sie wie die Rücken zweier mächtiger Ochsen aus. Und das kam so: Als der Gruberbauer in unserer Hinterleiten vor langer Zeit wieder einmal einen steinigen Acker mit seinem Ochsenpaar durchpflügte, blieb die Pflugschar immer wieder an Steinbrocken im Erdreich hängen. Der Gruber, bekannt für seinen Jähzorn, stieß einen Fluch aus und wünschte, dass die seiner Ansicht nach fürs Pflügen zu schwachen Ochsen augenblicklich zu Stein würden. Nun musste er selbst mit seinen Mägden und Knechten die Steinbrocken aus der Erde des Ackers klauben. Weil der Gruberbauer die Geschichte aus Scham nicht weitererzählen wollte, gerieten auch die Namen der beiden versteinerten Ochsen in Vergessenheit. Als die Steine im Jahre 1994 in den Gemeindepark überführt wurden, wusste natürlich kein Mensch mehr, wie die Ochsen geheißen haben. Wer sich traut, kann im Miesenbacher Park beim Gemeindehaus versuchen, die steinernen Ochsen mit ihren Namen anzusprechen. Wir sind sicher, sie werden sich dankbar zeigen, wenn man sie erlöst.
Wer den langen Weg nicht scheut, dem sei der Aufstieg zum Nand’lloch, gleich rechter Hand vom Zeiseleck ans Herz gelegt. Dorthin hat sich vor ebenso langer Zeit eine Mutter mit ihren Kindern, die aus dem Dorf vertrieben wurde, zurückgezogen und sommers wie winters in der engen Felsenhöhle ihre Kleinen großgezogen. Fernab des Dorfgeschehens und den Jahreszeiten und Entbehrungen im Wald ausgesetzt – aber mit Blick nach Pöllau, immerhin – lebte die Frau, die Nand’l, so dahin. Erst als das älteste ihrer Kinder neugierig wurde und ins Dorf wanderte, war die Sache beendet, denn bis dahin getraute sich niemand so recht an diese unheimliche Stelle im Wald ob Miesenbach. Die Menschen legten der Mutter zwar immer wieder kleine Gaben in der Nähe der Höhle ab, aber mehr getraute sich wohl niemand. Heute liegt an der Stelle ein Gästebuch auf und man kann sich darin verewigen. Gut beschildert ist der Nand’llochfelsen nur wenige Minuten vom Zeiseleckgipfelkreuz entfernt. Man munkelt allerdings, dass man sich nicht nach Einbruch der Dämmerung dort aufhalten solle, denn ob es der Wind über die Fischbacher Alpen oder der Geist der Mutter ist, den man dann flüstern hört, ist ungewiß.
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